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Der Gießener „Schlammbeiser“

Geschichtliches von der Kanalreinigung

Das Wort „Schlammbeiser“ leitet sich vom „Schlemb-Eiser“ ab, einer frühen Form des Kanalarbeiters, der mit der Geschichte der Stadt Gießen eng verbunden ist: „Zu den Giezzen“ wird Gießen in der urkundlichen Ersterwähnung aus dem Jahre 1197 genannt. Dieses (Zu den) „Güssen“ war im feuchten, von Bächen und Rinnsalen durchzogenen Mündungsgebiet der Wieseck in die Lahn, gegründet worden.
 
Als die Siedlung zur Stadt heranwuchs, dienten diese Gräben zur Entsorgung von Abwasser und Unrat. Dieses erste, offene Kanalnetz musste regelmäßig gereinigt und freigehalten werden – eine Aufgabe, die von sogenannten Schlammbeisern verrichtet wurde, deren wichtigstes Arbeitswerkzeug das „Schlemb-Eisen“ war, eine lange Eisenstange mit hakenförmig gebogenem Ende. Die vornehmste Aufgabe der Schlammbeiser bestand darin, die sogenannten Sekreter oder „Heimlichkeiten“ zu entleeren. Denn noch vor rund 100 Jahren, Anfang des 20. Jahrhunderts, bestanden die Toiletten der Häuser aus äußeren Anbauten. Die Schlammbeiser „fischten“ mit ihren Schlemb-Eisen die Eimer hervor, in die die Hausbewohner sich erleichtert hatten, luden die Absonderungen und sonstigen Unrat auf Karren und entsorgten dien Abfall weiter außerhalb der Stadt. Außerdem beseitigten sie mit ihren Schlemb-Eisen Verstopfungen und hielten das oberirdische Kanalnetz in Gang.
 
Die Arbeitsweise und die Technik der Entsorgung und Stadthygiene haben sich seitdem stark verändert. MWB – Mittelhessische Wasserbetriebe haben die Aufgabe übernommen, die 1904 eingeweihte fortschrittliche Gießener Kanalisation mit den modernsten Techniken zu erhalten und noch zu verbessern.
 
 

 

Bei Wikipedia ist folgendes zu finden:

 
Der oft verächtlich benutzte Begriff Schlammbeiser, auch Schlammp-Eiser, ist der Ortsneckname der Gießener Bevölkerung. Der Begriff geht zurück auf das „Schlamp-Eisen“, ein Werkzeug eines Kanalreinigers („Schlamp-Eissers“), der – bevor es geschlossene Kanalisationen gab – den Müll und Schmutz der Häuser („Schlammp“) mit einer langen Eisenstange („Eisen“) holte und mit Holzkarren außerhalb des Ortes entsorgte. Zwischen den Häusern gab es oft kleine Gassen, in denen Kübel standen. In dem Freiraum über diesen Gassen hingen die Aborte der Häuser. Die Schlammbeiser zogen mit ihren langen Stangen die Kübel aus den kleinen Gassen heraus und leerten sie.
 
Im November 2005 wurde auf dem Gießener Kirchenplatz ein durch Spendengelder finanziertes Denkmal für den historischen Gießener Schlammbeiser eingeweiht.

KONTAKT

MWB – Mittelhessische Wasserbetriebe
Alicenstraße 33
35390 Gießen
Tel. 0641 306-1771
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Schlammb-Eiser vs. Schlamm-Beiser
 
Oft wird fälschlicherweise „Schlamm-Beiser“ geschrieben, wobei man meinen könnte, es habe etwas mit „in den Schlamm beißen“ zu tun. Dem ist aber keinesfalls so. Korrekt lautet das Wort „Schlammbeiser“ bzw. „Schlammb-Eiser“.

 

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